2. Korinther 5, 18 - 21
Im fünften Kapitel des Korintherbriefes steckt eine auslegerische Schwierigkeit, über die es unter den Christen viele Kontroversen gegeben hat. Paulus schreibt hier, daß Gott die Welt mit sich selbst versöhnt hat (durch Christus) und nun durch den Apostel Paulus und andere Boten sagen läßt: laßt euch versöhnen mit Gott. Viele haben sich daran gestoßen, daß etwas bereits Geschehenes - die Versöhnung der Welt - in einem zweiten Akt noch einmal wiederholt werden soll, indem jetzt also einzelne Menschen sich erneut versöhnen lassen . Wie paßt das zusammen?
Moderne Ausleger, denen der Gedanke an ein Jenseits und ein ewiges Gericht relativ fremd war, haben hier oft eine Allversöhnungslehre angenommen und der Welt zugestanden, daß sie bereits mit allen Rechten versöhnt, also aus jeder Art von Gericht herausgenommen ist. Die Welt hat diese Botschaft nur noch nicht richtig vernommen und muß jetzt aufgefordert werden, das Werk der Versöhnung zu begreifen und für sich anzunehmen. Dies wäre zwar nicht der Weg zu ihrem Heil, denn das ist ja bereits garantiert, aber doch zumindest zu ihrem Glück.
Baumert ist mit dieser Deutung nicht einverstanden. Er weist auf einen anderen großen Vers der Bibel hin, in welcher ebenfalls von Gottes Zuwendung zur Welt gesprochen wird, Johannes 3,16. Hier wie im Korintherbrief steht im Original das Wort kosmos für Welt. In den Worten Luthers, der diese Stelle als das Evangelium im Evangelium bezeichnet, also als Kernaussage des Neuen Testament angesehen hat, lautet der Vers:
Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
In dieser Aussage ist die Zuwendung Gottes zur Welt, seine Liebe, nicht gleichbedeutend mit einem vollständigen Erlösungwerk. Die Liebe Gottes wartet ja auf die Antwort des Menschen, er soll an Jesus glauben. Ebenso ist laut Baumert auch das Werk der Versöhnung im Korintherbrief ein Angebot Gottes, auf das der Mensch noch eine Antwort finden muß, eben indem er sich versöhnen lässt. Ohne diese Antwort bleibt er unversöhnt.
Das Problem mit der Stelle im Korintherbrief ist allerdings, daß die Versöhnung dort nun tatsächlich als ein bereits geschehener Akt dargestellt wird. Er müßte, so die Meinung vieler Ausleger, entsprechend auch ohne die Einwilligung des Menschen wirksam sein.
Baumert weist hier allerdings darauf hin, daß das Wort kosmos im Korintherbrief ohne den bestimmten Artikel steht. Es steht hier nur "Welt" nicht "die Welt". Anders als im Johannes-Evangelium, wo Gott ton kosmon, die Welt, liebt, steht in 2. Korinther 5,19, daß Gott in Christus kosmon katalasson, Welt versöhnend war, ohne Artikel.
Baumert legt diesen Abschnitt nun so aus, daß Gott beispielhaft an einem weltlichen Menschen aufgezeigt hat (und zwar in der Bekehrung des Paulus, sozusagen als einem Stück Welt ), daß er ein Versöhnungswerk begonnen hat. Auf dieses muß der Mensch aber noch in voller eigener Freiheit antworten.
Mit dieser Deutung stimmen die Proportionen wieder. Die Welt ist geliebt, der Welt wird Versöhnung angeboten. Aber sie muß die ausgestreckte Hand Gottes mit der eigenen Hand ergreifen und die Versöhnung auch von sich aus gültig machen.
Ich finde es bemerkenswert, daß man an einem einzigen kleinen Wort, hier also dem bestimmten Artikel, so viel Sinn festmachen kann. Unsere Sprache ist reich.
"Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."
AntwortenLöschenSinngemäß lese ich diesen Vers mit den Augen Eines, der das ewige Leben verloren hat, weil ich glaube, daß Jesus kein Sohn Gottes, sondern ein Mensch und ein Prophet ist.
Doch ich glaube, daß die Gnade Gottes nicht so beschränkt ist, der nur wenigen Menschen zu Teil wird. Was wird aus uns?, was wird aus denen vor Jesus (FSI)?
Was wird aus Menschen die z.B. geographisch zu weit abseits liegen und daher die Botschaft des Mohammed (FSI)oder seiner Vorgänger wie Jesus (FSI) nicht erreicht hat. Diese Menschen könnten durch ihr Geschick, Glück oder Intellekt an den Glauben eines Gottes gelangen. Sie sind nicht verantwortlich für etwas, wofür sie nichts können. Sie zu Ungläubigen zu erklären, wäre nicht logisch, nicht gerecht und nicht im Sinne Gottes. Man würde mit diesem Urteil auch zu weit gehen und das Urteil Gottes anmassend übernehmen. Im Koran wird zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterschieden. Das ist fair. Der Islam sieht auch die oben beschriebenen Menschen als Gläubig und damit gerettet. Es sei erlaubt zu sagen mein Weg ist der beste, aber nicht erlaubt zu sagen, mein Weg ist der Einzige. Der Muslim folgt zwar dem aktuellen und letzten Propheten und sieht sich deshalb im Vorteil, aber andere Gläubige werden im Islam nicht ausgegrenzt. Wichtig ist auch die Erkenntnis, daß der Glaube allein nicht ausreicht, sondern die Taten entscheiden ob man ins ewige Glück geht oder nicht. Muslim zu sein genügt nicht im Islam, ohne Rechenschaft vor Gott abzulegen und von seinen Verbrechen und Sünden freigesprochen zu werden, als Gerettet anzusehen. Deshalb müssen wir neben gläubig zu sein auch vernünftig sein und so handeln.